Die Eurozone ist ein Narrenschiff. Das hat (wenn auch nicht in dieser Form) Simon Jenkins gerade wieder im Guardian vom 07.60.2012 festgestellt: "The euro gets off scot-free in this debacle – just like the black rat". Der Euro ist also die Ratte, welche die Pest überträgt - die Schuldenpest nämlich.
"Europas Größenwahn führt zu seinem Untergang" konstatiert auch Henryk Broder, in der WELT vom 09.06.12.
Der US-amerikanische Hedgefonds-Manager George Soros, dessen Rede vom 02.06.2012 auf einem Ökonomenkongress in Trient ich bereits analysiert hatte ("Wie George Soros in seinem Vortrag "Remarks at the Festival of Economics, Trento Italy" die Eurozone "rettet": Mit deutschem Geld - und einem logischen Trugschluss"), hat erneut zugeschlagen.
Mit einem Aufsatz u. d. T. "The Accidental Empire" am 07.06.2012 auf der Webseite Project Syndicate versucht er, wie schon lange, die Deutschen in eine eurozonäre Haftungsunion zu prügeln (meine Hervorhebungen):
"It is clear what is needed: a European fiscal authority that is able and willing to reduce the debt burden of the periphery, as well as a banking union. Debt relief could take various forms other than Eurobonds, and would be conditional on debtors abiding by the fiscal compact. Withdrawing all or part of the relief in case of nonperformance would be a powerful protection against moral hazard. It is up to Germany to live up to the leadership responsibilities thrust upon it by its own success."
Also: Deutschland soll für die Schuldensünder haften, die dafür Auflagen einhalten müssen. Glaubt jemand, dass Italien Auflagen einhält, wenn sich schon der Balkanzipfel Griechenland derart renitent stellt? Oder, im Zweifel, etwa gar Frankreich?
Glaubt irgend ein Mensch, dass die Hilfe bei Nichteinhaltung der Auflagen eingestellt würde? "Powerful protection against moral hazard"? Lächerlich. Und das weiß George Soros selbst natürlich sehr genau.
Nein, er verdächtigt Deutschland nicht des Imperialismus: Soros möchte uns in den Imperialismus treiben!
Und was für ein Imperium wäre das (bzw., da zu befürchten steht dass unsere Politik dabei ist, tatsächlich eine solche Missgeburt zu gebären: wird das)? Nach Soros (meine Hervorhebung):
"The division between debtor and creditor countries will become permanent, with Germany dominating and the periphery becoming a depressed hinterland."
Sagt er die Wahrheit? Natürlich nicht! Soros weiß ganz genau (bzw. treibt die anderen Völker gerade mit solchen Bemerkungen dazu an!), dass insbesondere die Südländer uns aussaugen würden wie die Blutegel.
Ein eurozonäres "Imperium" wäre wie das Sowjetreich, wo auch (zumindest zeitweise) die Zentrale die Peripherie durchfüttern musste. "Depressed", weil finanziell ausgeblutet, würde der Kern; blühen würden die mediterranen Schlender-Länder - mit unseren Transferzahlungen.
Die ganze marxistisch-antiimperialistische Dependenztheorie ist zumindest in der Anwendung auf die Eurozone ohnehin Quatsch. Geographisch an der Peripherie des vereinten Europas liegt schließlich auch Finnland, ohne dass irgendwer auf die Idee kommen würde, dieses Land zur "periphery" zu zählen. Nicht eine periphere Lage verdammt irgend ein Land zum "periphery"-status, sondern Entwicklungsländer bzw. bei Soros ökonomisch relativ schwächere Staaten werden kurzerhand zur Peripherie erklärt - dann stimmt die Theorie wieder.
Und Soros' Rechnung ist offenkundig, zwar oberflächlich den Deutschen (zutreffend) jeden Machtwillen abzusprechen, aber unterschwellig schon jetzt die Saat zu säen für "Deutschlands neue Rolle als Krisen-Sündenbock" (Günther Lachmann in der WELT vom 11.06.12). Und als gefesselter Zahlmeister, wie Gulliver unter den Lilliputanern.
(Es geht ja schon los: "Schrumpfwirtschaft. Ökonomen warnen vor Ansteckung Italiens", Handelsblatt 11.06.12, oder "Schuldenkrise. Italien stellt Forderungen", FAZ 11.06.12)
Soros' Reich wird leider kommen: Als ein Imperium der deutschen Blödmichel im Narrenschiff der Eurozone.
Und mit seinem auf Dauerschwäche angelegten Euro wird ein solches Imperium nicht einmal für den völlig maroden US-Dollar eine Hartwährungskonkurrenz sein. Klug ausgedacht, George Soros - du bist schon ein schlaues Kerlchen!
Nachtrag 13.06.2012
Das Märchen von Europa, das durch aufoktroyierte Einigkeit stark wird, denunziert auch der FAZ-Essay "Ein Vereinigtes Europa der Narren?" von Frank Weede (schon vom 13.02.2012).
Nachtrag 18.06.2012
Selbst dem Hilmar Kopper (ehemaliger Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Bank wird es jetzt zu bunt. Der hat (bereits am
15.06.12) in der BILD-Zeitung unseren Freunden, vor allem aber unserer
Idiotenpolitik, gründlich den Kopf gewaschen! Auszüge aus "Banker-Legende Hilmar Kopper schreibt in BILD.Ich bin gegen Euro-Bonds!" (Hervorhebungen von mir; den Text habe ich auch in meinen Blott über die Fernsehdebatte Steinbrück-Sarrazin eingestellt):
"... der Euro [ist] kein Selbstläufer und schon gar kein Selbstzweck. Er steht im Dienst der Völker und ist nicht dazu da, dass ein Land eigene Fehler den Nachbarn anlastet. Auch insoweit ist eine klare Sprache der Bundesregierung überfällig. Die Rufe der Schuldenländer nach deutscher Rettung sind politisch ein Ablenkungsmanöver und wären wirtschaftlich, würden sie erhört, von katastrophaler Wirkung...... Es klingt wie ein schlechter Witz: Die Sozialdemokraten wollen brave deutsche Steuerzahler für Gelder haften lassen, die in Länder gepumpt werden, deren reiche Bürger es dann wieder rausschleppen. Es ist viel von Ansteckungsgefahr die Rede. Wenn man ein Land fallen ließe, würde das nächste mitgezogen werden. Aber wo steht das geschrieben? Und wieso redet niemand von der Ansteckungsgefahr, der Deutschland ausgesetzt wird, wenn es sich immer neu verpflichtet? ..... Wenn die Schuldenländer eine solche Anstrengung nicht auf sich nehmen wollen, werden die Deutschen – und die Holländer und Finnen an ihrer Seite – den großen Krach nicht aufhalten können. Es wäre die vornehmste und wichtigste Aufgabe der Bundesregierung, diese klare Botschaft auszusprechen. Verbunden mit der ebenso klaren Ansage, dass es nicht lohnt, über jeden Stock zu springen, den Märkte und Medien hinhalten."
"... der Euro [ist] kein Selbstläufer und schon gar kein Selbstzweck. Er steht im Dienst der Völker und ist nicht dazu da, dass ein Land eigene Fehler den Nachbarn anlastet. Auch insoweit ist eine klare Sprache der Bundesregierung überfällig. Die Rufe der Schuldenländer nach deutscher Rettung sind politisch ein Ablenkungsmanöver und wären wirtschaftlich, würden sie erhört, von katastrophaler Wirkung...... Es klingt wie ein schlechter Witz: Die Sozialdemokraten wollen brave deutsche Steuerzahler für Gelder haften lassen, die in Länder gepumpt werden, deren reiche Bürger es dann wieder rausschleppen. Es ist viel von Ansteckungsgefahr die Rede. Wenn man ein Land fallen ließe, würde das nächste mitgezogen werden. Aber wo steht das geschrieben? Und wieso redet niemand von der Ansteckungsgefahr, der Deutschland ausgesetzt wird, wenn es sich immer neu verpflichtet? ..... Wenn die Schuldenländer eine solche Anstrengung nicht auf sich nehmen wollen, werden die Deutschen – und die Holländer und Finnen an ihrer Seite – den großen Krach nicht aufhalten können. Es wäre die vornehmste und wichtigste Aufgabe der Bundesregierung, diese klare Botschaft auszusprechen. Verbunden mit der ebenso klaren Ansage, dass es nicht lohnt, über jeden Stock zu springen, den Märkte und Medien hinhalten."
ceterum censeo
Europa ja, Albtraum
nein!
Euro ja,
Fremdschulden nein!
Freunde ja,
Kostgänger nein!
Textstand
vom 12.07.2014
Der einzig vernünftige Weg ist der Austritt Deutschland's aus der Euro-Zone.
AntwortenLöschenDa diese Forderungen immer lauter werden, positionieren sich Merkel's Posaunenbläser, wie gerade in der Welt am Sonntag geschehen.
Das dortige Traktat ""Die gigantischen Verluste bei der Rückkehr zur D-Mark" habe ich in meinem Aufsatz "Semantische Abenteuer - WELTen" eingehend bewertet.
http://www.fortunanetz.de