Meine erste Begegnung mit der manchmal auch als "Kultband" apostrophierten Hamburger Band Liederjan war für diese unerfreulich - obwohl sie sich ohne irgendeinen persönlichen Kontakt vollzog. In einem der Mainzer Buch- und CD-Remittendenläden "Wohlthat" (jetzt in der Verlagsgruppe Weltbild) wurde ein 10 CD-Set "Deutsche Volkslieder" für nur 10,- Euro verramscht; bei solchen Preisen kann für die Künstler kaum noch ein Honorar abfallen.
Jedenfalls waren es nicht die Hamburger Alsterspatzen, die Westfälischen Nachtigallen, die Wiener Sängerknaben oder der Santa Lucia Chor, die mir besonders gut gefielen. Sondern -2- CDs (Nr.7 + 8), die ausschließlich Aufnahmen von Liederjan enthalten.
Besonders mag ich "Wir sind die Moorsoldaten" (ein Lied von Arbeitshäftlingen der Nazis), das Soldatenlied "Oh König von Preußen, du großer Potentat, wie sind wir deiner Dienste so überdrüssig satt", "Es brennt", die zur Verteidigung ihres Vaterlandes eher untauglichen "Lippischen Schützen", den obszönen Song "Ein Mönch kam in ein Nonnenkloster, hei, hei, hei, mit seinem langen Paternoster ...", das Trinklied "Lustig, lustig, ihr lieben Brüder, leget alle die Arbeit nieder und trinkt ein Glas Champagnerwein ...".
(Verschiedene dieser Lieder sind auch als Hörproben auf der Webseite der Gruppe eingestellt.)
Besonders ergreifend jedoch ist das sozialkritische Lied "Die Weber" ("Im düsteren Auge keine Träne, sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne, Deutschland wir weben dein Leichentuch, wir weben hinein den dreifachen Fluch ..."). Den kann man im Internet, bei Youtube, sogar als Video sehen und hören.
Meine zweite, diesmal persönliche (wenngleich nur visuelle und akustische) Begegnung mit der Gruppe verlief für mich - nicht gerade unerfreulich, aber doch weit weniger begeisternd als erwartet.
Immer in der Himmelfahrtswoche wird hier auf dem Messegelände die Wächtersbacher (Verbraucher-)Messe veranstaltet. Und am Himmelfahrtstag selbst findet auf dem Marktplatz, also unter unseren Fenstern, ein Kunsthandwerkermarkt statt.
Der Kleinkunstkreis Märzwind hatte dazu in diesem Jahr den (wie sich auf ihrer Webseite schreiben) "Musikalischen Fachbetrieb" Liederjan engagiert.
Und wir hatten einen Logenplatz.
Allerdings war ich ein wenig enttäuscht vom Programm, obwohl es irgendwo ja auch verständlich ist, dass die Gruppe bei einem solchen Anlass nicht gerade ihr sozialkritisches Repertoire rauskramt. (Mir gefallen diese Lieder nicht deshalb, weil sie vergangene Zustände kritisieren, sondern wegen des dynamischen und kraftvollen Vortrags auf der CD.) Und natürlich ist die Akustik in einem Zelt nicht mit der in einem Tonstudio vergleichbar.
Den Mönch im Nonnenkloster hielt man wohl ebenfalls nicht für Tageslichttauglich (oder nicht für Wächtersbachtauglich?). Aber auch das Sauflied kam erst zum Schluss.
So war ich ein wenig enttäuscht. Indes: da die Veranstaltung keinen Eintritt gekostet hat, hatte ich wenigstens nichts zu bereuen.
Nachfolgend einige Fotos vom Event (das Wetter war warm aber bewölkt):
Textstand vom 22.05.2009. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge (Blotts).
Zu einem „Permalink“, d. h. zu einem Link nur zum jeweiligen Artikel, gelangen
Sie mit einem Klick auf das Erstellungsdatum unterhalb des jeweiligen Eintrages.
Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen