Mittwoch, 13. Mai 2009

Hattu Schulden? Muttu warten auf Wirtschaftskrise, kommt Kohle von Steuerzahler! Schaufelt Berlin dem Arcandor-Konzern Steuergelder in den Rachen?

 
"Handelskonzern Arcandor darf mit Staatshilfe rechnen" berichten Sven Afhüppe und Christoph Schlautmann im Handelsblatt vom 12.05.09 (meine Hervorhebungen):

"Er hat es angedeutet, nun wird er es auch bald tun: Der neue Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick sagte in einem Interview, bald Staatsbürgschaften zu beantragen. Es gibt offenbar keine andere Möglichkeit, die Finanzprobleme zu lösen. Spätestens ab Juni müssen die Mitarbeiter sonst um die Zahlung ihrer Gehälter fürchten. ...
Der Handelskonzern Arcandor hat gute Chancen, Staatshilfen des Bundes zu bekommen. Wie das Handelsblatt aus Regierungskreisen erfuhr, gibt es nach einer ersten Vorprüfung „positive Signale“ für einen Antrag auf Rettungshilfen aus dem Wirtschaftsfonds Deutschland. „Arcandor erfüllt die wesentlichen Voraussetzungen für einen Antrag auf Staatshilfen“, hieß es in den Kreisen
."
Man darf es wohl zugleich als eine implizite Kritik der Artikelverfasser an der beabsichtigten Staatshilfe deuten, wenn sie die Leser informieren:
"... der MDax-Konzern, der im zurückliegenden Geschäftsjahr 19,9 Mrd. Euro umsetzte und dabei einen Verlust von 746 Mio. Euro anhäufte, bleibt ein Fass ohne Boden. Im Herbst wird eine weitere Kreditlinie über 300 Mio. Euro fällig. Zudem benötige Arcandor, so ließ der jüngst von der Telekom an die Konzernspitze gewechselte Finanzfachmann Eick wissen, weitere 900 Mio. Euro für die Sanierung.
Die hätte eigentlich, wie Eicks Vorgänger Thomas Middelhoff vor einem Jahr versprach, längst abgeschlossen sein sollen. Tatsächlich aber steht der Konzern näher am Abgrund als je zuvor. Seit 2004 steckte Middelhoff nach Handelsblatt-Berechnungen 1,76 Mrd. Euro in die Sanierung der Warenhäuser und Katalogversender, ohne Arcandor profitabler zu machen. 2004 wies der Konzern – bereinigt um Sonderfaktoren – einen Betriebsverlust von 129 Mio. Euro aus, 2007/08 fehlten den Essenern operativ 165 Mio. Euro in der Kasse. Selbst die Nettoverschuldung ist heute mit über zwei Mrd. Euro fast so hoch wie 2004
."


Opel vor (vgl. meine Kommentare dazu hier, da, dort und noch einen zum Thema Meinungsmache), dann Arcandor:
Sind große Firmen schwach auf der Brust,
Ist Steuerverschwendung Regierungslust.

Das wäre eine gottverdammte Sauerei, wenn die Bundesregierung den Immobilienbesitzern der Arcandor-Kaufhäuser (im Ergebnis) die Mieten (die ich in den Innenstädten ohnehin für überhöht halte) garantieren würden!
Auch bei Arcandor würde die Regierung einen lebendigen Toten am Leben halten (was natürlich sprachlogisch ein ebensolcher Unsinn ist wie wirtschaftlich).

Der Wettbewerb wird verzerrt, Luxuskaufhäuser mit Steuergeldern subventioniert: Ludwig Erhard würde sich im Grabe rumdrehen.
Besser wäre allerdings, er würde die glühende Spitze seiner Zigarre an eine Bundesbürgschaft für Arcandor halten! Dafür bin ich Feuer und Flamme!


Nachtrag 14.05.09
Über das Procedere der Antragstellung für Bundesbürgschaften aus dem Rettungsfonds berichten im Handelsblatt vom 14.05.09 Sven Afhüppe, Klaus Stratmann und Dieter Fockenbrock u. d. T. "Firmen nutzen Rettungsfonds. Staatshilfe: Ein verlockendes Päckchen".
In einem Nachspann informieren die Autoren näher zu den Anträgen bzw. der wirtschaftlichen Situation einzelner großer 'Rettungskandidaten': Arcandor, Heidelcement und Heideldruck.

Textstand vom 10.09.2022

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